Antisemitismus und Rassismus jetzt stoppen. Heute Aktionstag.

In Solidarität mit den Betroffenen, in Wut über die menschenverachtenden Zustände, in Empörung über die Verharmlosung rechter Netzwerke durch „Einzeltäter“-Erzählungen, veröffentlichen wir heute, zwei Wochen nach dem tödlichen Anschlag in Halle, die Presseerklärung des Netzwerk Südheide gegen Rechtsextremismus (siehe unten).

 

Heute ist Aktionstag gegen antisemitische Hasskommentare

Wir weisen gleichzeitig darauf hin, dass heute Aktionstag gegen antisemitische Hasskommentare ist und fordern gemeinsam mit der Kampagne „Misch dich ein – für ein #NetzohneHass“ alle Internetnutzer*innen in Deutschland dazu auf, ihr antisemitische Hasskommentare zu melden. Die #NetzohneHass-Community wird aktiv dagegen Stellung beziehen. Kein deutschsprachiger antisemitischer Hasspost soll an diesem Tag unkommentiert bleiben.

 

Das „Netzwerk Südheide gegen Rechtextremismus“ zu den Todesschüssen in Halle.

„Das, was gestern geschah, ist eine Tragödie für dieses Land, eine Tragödie zuerst für die Familien der Opfer, eine Tragödie, weil sich jetzt, spätestens doch jetzt diesem Land klar sein muss, dass es offenen Auges dorthin gerannt ist. Es hat alle Warnungen in den Wind geschlagen, alle Statistiken weggeredet. Das, was geschah in Halle, war nicht unvorstellbar in Deutschland, es war nur eine Frage der Zeit und gestern war diese Zeit“ (aus dem Blog „irgendwie jüdisch“ – Jom Kippur 2019 in Deutschland)

Mich erfüllt Trauer über die Toten des gestrigen Tages, und mich ergreift Zorn über die nicht enden wollende Dummheit, Feigheit und Brutalität der Angriffe auf die jüdische Gemeinschaft in unserem Land“, sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und er hat in gewisser Weise recht.

Und immer wieder und wieder der Versuch nach Worten zu suchen, für etwas, für das es eigentlich keine Worte geben darf.

Nicht nach 6 Millionen ermordeten Juden während der 12 Jahre dauernden Naziherrschaft, nicht nach Kriegsgräuel und Zerstörung, nicht nach dem Wissen um Rassismus und Antisemitismus.

Doch Dummheit, Feigheit und Brutalität sind nur die eine Seite des Täters, die pathologische, das Abstoßende, das nicht Nachvollziehbare. Die andere Seite ist mehr als nur eine „Einzeltäterschaft“. Es betrifft einen Teil unserer Bevölkerung.

Es ist der zynische Egoismus des „Satten“, der nichts abgeben will von seinem kleinen Wohlstand, es ist die Überheblichkeit des weißen Mannes, der mehr sein will, als die anderen: die Fremden, die Juden, die Moslems, Zigeuner und all das Pack, was uns auf der Tasche liegt.

Und es ist die armselige Kleingeistigkeit, das Engstirnige, die Servilität des Spießbürgers und  ein duckmäuserischer Ordnungsfanatismus, der von der Perversion eines „besseren Deutschen“  immer wieder propagiert wird.

Welch‘ ein Hass und Menschenverachtung muss hinter den Menschen stecken, die Derartiges schweigend bis zustimmend dulden und geduldet haben und mit ihren Tiraden, Parolen und Verschwörungstheorien helfen,  jene Hemmschwellen zu beseitigen, die den Boden für derartige Taten aufbereiten.

Welch narzistisches Vergnügen müssen jene „Autoritäten“ empfinden, die großmäulig hetzen und jede gesellschaftliche Gemeinsamkeiten aufkündigen, jede Solidarität, jede Mitmenschlichkeit..

Ob Pegida oder AfD, ob Idenditäre oder der dritte Weg, ob NPDler, Combat 18, Hammerskin, Hooligan oder Burschenschaftler. Jeder strickt mit seinen eigenen Mitteln und Methoden an der „großen Veränderung“, will den „Umbruch“ bekämpft alles was über den eigenen kleinen Tellerrand hinausragt.

Vor dieser „Banalität des Bösen“ versagte das Wort und scheiterte das Denken. (Hannah Arendt)

Und trotzdem müssen wir reagieren.

Möglichst zusammen, aber jeder nach seiner eigenen Befindlichkeit.

Denn:

DAS WOLLEN UND KÖNNEN  WIR SO NICHT MEHR HINNEHMEN

V.i.S.d.P:
Klaus Jordan

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